ZEICHNUNGEN
16.3. BIS 19.6.22
OBERE SAMMLUNG
Erstmalig präsentiert ein Museum eine retrospektive Ausstellung der 1939 geborenen freischaffenden Künstlerin und Kunstpädagogin Edda Zesin, die seit den 1970er-Jahren bis zu ihrer Pensionierung in Hannover lebte. Das Sprengel Museum Hannover zeigt 39 Arbeiten, die Teil eines Konvoluts sind, das Edda Zesin dem Haus kürzlich als Schenkung übergeben hat.
„Vergangenes Jahr besuchte ich Edda Zesin in ihrem Atelier in Bad Pyrmont“, berichtet Kuratorin Karin Orchard, „(ich) war verzaubert von dem stillen Kosmos, den sie seit ihren künstlerischen Anfängen in den 1960er-Jahren bis heute kontinuierlich erschafft. Ich verließ ihr Atelier voller Dankbarkeit für eine Schenkung von 54 Werken für das Sprengel Museum Hannover und mit dem Versprechen, ihr eine Ausstellung auszurichten.“
Die Ausstellung, die vom 16. März bis 19. Juni 2022 präsentiert wird, umfasst 39 Arbeiten aus der Mitte der 1960er-Jahre bis heute. Edda Zesins abstrakte Gouachen, Collagen und Bleistiftzeichnungen sind geprägt von einer eigenständigen und sensiblen Handschrift. In vornehmlich kleinen Formaten grundiert sie den Karton in fleckigen Grautönen als Basis für die zarten Bleistift- und Farbtintezeichnungen. Striche fügen sich zu rhythmisierenden Mustern und gestrichelten Linien, zu gekritzelten Zeichen, die an Schrift erinnern. Frei gezeichnete Rechtecke und Linien muten wie architektonische Grundrisse an und geben den Arbeiten eine räumliche Struktur. Ergänzt werden die Zeichnungen durch wenige farbliche Akzente, nur selten kommen die Farbtöne Blau oder Rot hinzu. Vereinzelt finden sich kleine gerissene und auf den Grund geklebte Papiere, die sie wiederum übermalt.
„Charakteristisch ist die generelle Leere der Blätter, nur wenige Zeichen, Striche und Farbtupfer genügen, um einen eigenen Kosmos aufscheinen zu lassen. Edda Zesin ist eine Künstlerin, die es zu entdecken gilt“, schließt Kuratorin Karin Orchard.
Edda Zesin wurde 1939 im pommerschen Falkenhagen als Einzelkind in einen Lehrerhaushalt geboren, kurz darauf zog die Familie um ins ostpreußische Tilsit. Während des Zweiten Weltkrieges war der Vater nach Frankreich eingezogen, Mutter und Tochter mussten fliehen. 1946 siedelte sich die Familie zunächst in Schleswig-Holstein und ab 1953 in Bad Pyrmont an. Ihre erste künstlerische Ausbildung erhielt Edda Zesin ab 1959 an der Werkkunstschule in Kassel bei dem abstrakten Maler Rudolf Schoofs. Als dieser 1961 an die Werkkunstschule Wuppertal wechselte, folgte sie ihm und blieb bis 1962. Nach einem Intermezzo als Entwerferin in der Textilindustrie in Berlin studierte sie von 1967 bis 1970 freie Malerei und Grafik bei Herbert Ribitzki an der Werkkunstschule Hannover. Starken Eindruck hinterließen 1966/67 neue Zeichnungen des britischen Bildhauers und Zeichners Ben Nicholson, die sie in der Kestner-Gesellschaft in Hannover sah. Als freischaffende Künstlerin und Kunstpädagogin lebte und arbeitete sie ab 1970 bis zur ihrer Pensionierung 1999 in Hannover. Regelmäßig nahm sie an den Ausstellungen der Künstlergruppe »arche« in Hameln, den Herbstausstellungen Niedersächsischer Künstler*innen im Kunstverein Hannover, der GEDOK Hannover, der Niedersächsischen Grafik-Triennale in Holzminden und den Herbstausstellungen des BBK Hannover teil. Seit 2000 lebt und arbeitet sie wieder in Bad Pyrmont.
Kuratorin: Karin Orchard
Eröffnung
Die Eröffnung findet unter den tagesaktuellen Coronaregeln statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Dienstag, 15.3.22, 18.30 Uhr