Erster Bauabschnitt

Während in Deutschland über das Museum als Institution und Bauaufgabe diskutiert wurde, fand die Ausschreibung des zweistufigen Architektenwettbewerbes für das Sprengel Museum Hannover (damals noch Kunstmuseum der Stadt Hannover mit Sammlung Sprengel) statt. Im November 1973 ging der Auftrag an die Architektengemeinschaft Peter und Ursula Trint (Köln) und Dieter Quast (Heidelberg).

 

Ein offenes Bauwerk, das Einblicke erlaubt

Der Gewinnerentwurf zeichnete sich durch eine Öffnung des Bauwerks und durch Multifunktionalität aus. Folgt man vom Kurt-Schwitters-Platz dem Aufgang ins Museum, so passiert man das Vordach. Bereits hier – „halb drinnen, halb draußen“ – erlauben Glasfronten Einblicke – zur Westseite in das Kopfstück des darunter gelegenen Museumsbereichs und zur Ostseite in die Einblickshalle. Die Bilder und Skulpturen sollten Interessierte ins Haus locken.

 

Museumsstraße – Orientierung im labyrinthischen Gebäude

Über eine Länge von 120 Metern (nach der Erweiterung 1992) erstreckt sich die Museumsstraße durch das Museum. Sie bildet eine enge Schlucht, gepflastert wie eine Gasse, eingefasst von Sichtbeton-Wänden, von der aus einzelne Ausstellungsbereiche abzweigen. Auf einen einzigen verbindlichen Rundgang wurde bewusst verzichtet, da man dies als Bevormundung der Besucher*innen hätte verstehen können. Gebrochen wird die Geradlinigkeit der Museumsstraße am Museumsplatz, wo sie einen Knick um 45 Grad erfährt und dann versetzt fortläuft.

 

Sprengel Museum - Modell
Sprengel Museum Eingang- 2 Foto
Sprengel Museum - Etagen
Einblickshalle Ausstellung Markus Huemer 2019
Museumsplatz
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zweiter Bauabschnitt

Die Ergänzung um weitere Bauabschnitte war von vornherein eingeplant. So konnten ohne größere Grundrissprobleme weitere Ausstellungs- und Veranstaltungsräume durch die Architektengemeinschaft Peter und Ursula Trint (Köln) und Dieter Quast (Heidelberg) ergänzt werden. Auf Ebene des Haupteingangs wurde die Wechselausstellungshalle mit ausfahrbaren Zwischenwänden erbaut, darunter das Auditorium. Ebenfalls auf Eingangsebene reihen sich weitere Ausstellungsräume (heute: Obere Sammlung) verbunden durch eine klassische Raumflucht aneinander. Eine Fotogalerie (heute: Sprengel Focus) am Ende der weitergeführten Museumsstraße kam ebenso hinzu.

Betonpfeiler – Hoheitszeichen eines nüchternen Bauwerks

Im Außenbereich wurde die Terrasse nach Süden fortgesetzt und erstreckt sich entlang des zweiten Bauabschnittes. Wie eine zweite, äußere Fassadenschicht stehen acht Betonpfeiler auf der Terrasse. Ohne statischen Nutzen tragen sie nur die leichte Last der Ausstellungsbanner zwischen sich. „Es ist, als spielten sie auf die Kolossalordnungen älterer Museumsbauten an, beispielsweise auf das räumlich nächste hannoversche Museumsgebäude, das Niedersächsische Landesmuseum am Maschpark“, so Architekturhistoriker Wolfgang Pehnt.

 

Außenansicht mit Betonpfeilern
Museumsstraße vor dem Auditorium
Obere Sammlung im Bau
Wechselausstellungshalle
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Erweiterungsbau

Mehr Platz für die Kunst

Mit dem 2015 eröffneten Erweiterungsbau hat das Museum rund 5.250 Quadratmeter hinzugewonnen, davon rund 1.400 Quadratmeter an Ausstellungsfläche. Funktionsräume, wie Werkstätten, Depots und speziell klimatisierte Lagermöglichkeiten für fotografische Arbeiten, ergänzen die Kapazitäten des Hauses auf höchstem Niveau und tragen dem kontinuierlich wachsenden Kunstbestand des Hauses Rechnung. Damit werden weitere bedeutende Schenkungen Realität. Die Erweiterung ermöglicht es, dauerhaft mehr Kunstwerke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Den Erweiterungsbau entwarf die Meili, Peter Architekten AG aus Zürich, die aus einem internationalen Architekturwettbewerb 2009 als Sieger hervorgegangen war.

Vielseitiges Verbindungsstück mit prominenten Namen: Calder-Saal

Als Verbindung zwischen den verschiedenen Ebenen des Alt- und Erweiterungsbaus fungiert eine doppelgeschossige Halle mit einer großzügigen Rampen- und Treppenspirale. Der Raum wurde nach dem Künstler Alexander Calder (1898–1976) benannt. Zwei seiner berühmten Mobiles sind in diesem Raum zu sehen. Dieses große Rondell ist nicht nur Durchgangs- und Eingangsbereich, sondern bildet einen Saal mit offener Raumstimmung, der für Veranstaltungen genutzt werden kann. An der Stirnseite unterstützt eine Wandbespannung aus farbigem Stoff die Akustik. Für viel Licht sorgt eine großflächige Glasfront.

Ausstellungstrakt – Die ‚tanzenden‘ Räume

Die Besucher*innen des neuen Ausstellungstrakts erleben eine klare Raumflucht mit übersichtlicher Wegeführung. Unterschiedliche Raumformate und Deckenhöhen (4,80, 5,10 und 5,70 Meter) verleihen ebenso wie eine leicht versetzte Anlage der Räume im Grundriss dem Rundgang einen Rhythmus: Die Räume scheinen zu tanzen. Drei verglaste Loggien sitzen an der Nahtstelle zwischen Innen- und Außenraum und geben den Blick auf die Umgebung frei.

Durch die Oberlichter werden diese Räume mit Tageslicht versorgt, das durch die Lichtdecke als diffuses Licht einfällt.

Fassade

Die ‚tanzenden‘ Räume umfasst eine ruhige und elegante Fassade aus Stahlbeton. Angelegt in Reliefbändern entlang der Gebäudelängsseiten entsteht sie als zweischalige kerngedämmte Konstruktion und knüpft an die rhythmische Raumanlage im Innern an. Die Fassade wurde in sogenannten Betonierabschnitten von bis zu 18 Metern Länge und zirka 3,5 Metern Höhe hergestellt. Die Oberfläche weist reliefartige Vor- und Rücksprünge auf, die durch unterschiedliche Wanddicken (25, 36 und 47 Zentimeter) entstehen. Die gestalterisch angestrebte Erscheinung „eines Werkstücks“ wird durch die Entwicklung einer Ortsbetonkonstruktion realisiert. Die Betonoberflächen sind teilweise und mit unterschiedlichen Techniken handwerklich nachbearbeitet.

Von einem Sockelgeschoss getragen, vermittelt das vorragende Hauptgeschoss einen nahezu schwebenden Eindruck.

 

Sprengel Museum Hannover - Außensicht
Calder - Saal im Bau
EWB - Loggia
Sprengel Museum Hannover - Loggia
Sprengel Museum Hannover - Fassade
Sprengel Museum Hannover - Tanzende Räume
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Chronologie

Erster Bauabschnitt

  • 1972 Ausschreibung eines zweistufigen Architektenwettbewerbes
  • 1973 Die Architektengemeinschaft Peter und Ursula Trint (Köln) und Dieter Quast (Heidelberg) werden als Gewinner bekanntgegeben
  • 1975 Spatenstich
  • 1979 Eröffnung des Kunstmuseum Hannover mit Sammlung Sprengel

Zweiter Bauabschnitt

  • 1986 Vertrag zwischen dem Land Niedersachsen und der Landeshauptstadt Hannover über die Errichtung des zweiten Bauabschnitts
  • 1989 Spatenstich
  • 1992 Eröffnung

Dritter Bauabschnitt

  • 2009 Auslobung eines europaweiten Architektenwettbewerbs für die Erweiterung des Sprengel Museum Hannover
  • 2010 Bekanntgabe des Siegerentwurfs von Meili & Peter Architekten AG, Zürich
  • 2012 Spatenstich
  • 2015 Eröffnung des Erweiterungsbaus

 

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Kontakt:
Petra Sollorz
+49 511 168-4 46 46
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